Ein normaler Immobilienkredit funktioniert so, dass der Kreditnehmer diesen bis zum Ende der kalkulierten Laufzeit vollständig zurückbezahlt. Zwischenzeitlich fallen naturgemäß Zinsen an, die an die Bank zu zahlen sind. Manchmal ist allerdings die monatliche Belastung – vor allem bei steigenden Bauzinsen – so groß, dass sie immer öfter nicht mehr tragbar ist. In solchen Fällen kann ein sogenannter Generationenkredit die Lösung sein.
In unserem Beitrag erfahren Sie, was ein Generationenkredit ist und welche Eigenschaften er hat. Ferner gehen wir darauf ein, welche Möglichkeiten Sie nach Ablauf der tilgungsfreien Zeit haben, warum diese Art der Finanzierung momentan interessanter wird und unter welchen Umständen sich welche Vor- und Nachteile des Generationskredites auswirken.
Worum handelt es sich beim Generationenkredit?
Der Generationenkredit ist eine besondere Art eines Immobiliendarlehens. Grundlage ist der Erwerb einer Immobilie, die vermutlich später vererbt wird. Das wiederum führt dazu, dass die entsprechenden Erben zu einem späteren Zeitpunkt sich faktisch am Kauf und damit an einer Finanzierung der Immobilie beteiligen sollen. Deshalb wird der Generationenkredit oftmals nicht vom Erblasser (vollständig) getilgt, sondern zumindest teilweise auch von den späteren Erben.
Das wiederum führt dazu, dass die Kreditlaufzeit sich über Generationen erstrecken kann. Darüber hinaus ist es wesentlich für einen Generationenkredit, dass während der Laufzeit ausschließlich Zinsen gezahlt werden. Die Tilgung erfolgt erst bei Fälligkeit, sodass es sich beim Generationenkredit um ein sogenanntes endfälliges Darlehen handelt. Das bedeutet auch, dass keine Verrechnung einer Tilgung stattfindet und der Kredit daher relativ teuer ist.
Welche Eigenschaften haben Generationenkredite?
Neben den bereits beschriebenen Merkmalen zeichnen sich Generationenkredite ferner durch wesentliche Eigenschaften aus. Abgesehen von der Tatsache, dass es sich um ein endfälliges Darlehen handelt, beziehen sich diese Charakteristika vor allem auf die folgenden Aspekte:
- Laufzeit
- Höchstbetrag
- Besicherung
Generationskredite sind Immobiliendarlehen mit einer sehr langen Laufzeit, die frei zu vereinbaren ist. Manchmal erstreckt sich die Gesamtlaufzeit sogar auf 80 bis 100 Jahre. Während der gesamten Laufzeit wird keine Tilgung stattfinden, sondern lediglich eine Zinszahlung. Oft wird die spätere Tilgung durch die Erben vorgenommen.
Ebenfalls charakteristisch für Generationskredite ist, dass es einen Höchstbetrag gibt. Bei normalen Immobilienkrediten werden nicht selten zwischen 60 bis 80 Prozent des Verkehrswertes erstrangig finanziert. Bei Generationenkrediten beläuft sich dieser Betrag in der Regel auf maximal 30 bis 50 Prozent des Verkehrswertes. Der übrige Betrag muss dann mittels eines ergänzenden Kredites finanziert werden.
Im Hinblick auf die Besicherung gibt es keinen Unterschied zwischen dem Generationkredit und einem herkömmlichen Immobiliendarlehen. Das bedeutet, dass ein großer Teil des vergebenen Kredites durch eine Grundschuld oder eine Hypothek besichert wird, die zu Gunsten des Kreditgebers ins Grundbuch eingetragen werden.
Was passiert nach der tilgungsfreien Zeit?
Nach der tilgungsfreien Zeit, also zum Zeitpunkt der Fälligkeit des Generationskredites, gibt es vor allem die folgenden drei Optionen, wie weiter vorgegangen werden kann:
- Monatliche Tilgung
- Einmalzahlung
- Übergabe an nächste Generation
Mit monatlicher Tilgung ist gemeint, dass der spätere Erblasser zunächst die einzelnen Darlehensraten inklusive Tilgung monatlich leistet. Nach dessen Tod übernimmt der entsprechende Erbe die Zahlung der Darlehensraten, falls noch welche offen sind. Alternativ gibt es die Möglichkeit, die Tilgung in einer Summe vorzunehmen, also durch eine Einmalzahlung. Diese nehmen in der Regel die Erben vor, nachdem sie eine Erbschaft erhalten haben. Die dritte Variante ist die Weitergabe an die nächste Generation. In dem Fall nehmen die Erben die Erbschaft an, damit natürlich ebenfalls die Kreditschulden. Diese werden dann seitens der Erben entweder im Zuge einer monatlichen Ratenzahlung getilgt oder durch eine Einmalzahlung.
Ist der Generationenkredit momentan für Immobilienkäufer interessanter?
Tatsächlich ist es so, dass Generationenkredite momentan wieder mehr Interesse bei Banken und auch Immobilienkäufern wecken. Der Grund sind die bereits deutlich gestiegenen Zinsen an den Märkten. Diese führen immer öfter dazu, dass sich auch Durchschnittsverdiener oder sogar Personen mit einem recht guten Einkommen kein Haus und damit auch keinen Immobilienkredit mehr leisten können.
Aufgrund der sehr langen Laufzeit des Generationskredites sinkt natürlich die monatliche Rate erheblich gegenüber der eines gewöhnlichen Immobiliendarlehens. Das resultiert daraus, dass die monatliche Kreditrate nur die Zinsen und nicht die Tilgung enthält. Deshalb ist der Generationenkredit momentan vor allem für Immobilienkäufer mit Kindern interessant, denn dann steht es fest, dass die Immobilie später einmal vererbt wird und deshalb der Generationenkredit von den Erben weitergezahlt wird.
Was sind die Vor- und Nachteile eines Generationskredites?
Gegen Ende unseres Beitrages möchten wir kurz die wichtigsten Vor- und Nachteile eines Generationskredites nennen. Vorteile sind:
- Lange Laufzeiten und dadurch geringere Monatsrate
- Niedrige Rate durch Tilgungsaussetzung
- Immobilienkauf wird realistischer durch Einbezug der nächsten Generation
- Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, beispielsweise Sanierung der Umschuldung
Demgegenüber sind es die folgenden Nachteile, die Sie beim Generationenkredit berücksichtigen sollten:
- Hohe Besicherung notwendig
- Erben müssen später Tilgung leisten können
- Eventuelle finanzielle Belastung der Erben zu groß
- Recht teurer Kredit aufgrund keiner Tilgungsverrechnung
Fazit zum Generationenkredit
Der Generationenkredit ist sicherlich eine Form des Immobiliendarlehens, die aufgrund bereits deutlich gestiegener Bauzinsen und hoher Immobilienpreise interessant ist. Wer sich normalerweise keine Immobilie leisten kann, weil einfach die Finanzierung zu teuer wäre, der kann aufgrund der Tilgungsaussetzung und dadurch moderate Kreditraten seinen Traum vom Eigenheim vielleicht realisieren. Allerdings sollten Sie auch die Nachteile des Generationskredites kennen, insbesondere die später hohe Belastung der Erben in Form der zu leistenden Tilgung.
